Rassismus und Diskriminierung im Fußballstadion

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Das IB-Fanprojekt Darmstadt als virtueller Gast des WPU-Kurses UNESCO

Im Rahmen des WPU-Unterrichts des Jahrgangs 10 beschäftigten sich die SchülerInnen des UNESCO-Kurses seit Beginn des Schuljahres mit dem Thema Rassismus. Während der Internationalen Wochen gegen Rassismus im März sollte eine Ausstellung im Schulhaus geplant und Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus gezeigt werden.

Es bildeten sich Projektgruppen, die eigene Beiträge zu vielfältigen Themen, wie Black Lives Matter oder den Anschlag in Hanau, verfassten. In Zeiten des Fernunterrichts war die Projektarbeit nicht immer leicht und bald wurde klar, dass wir auch für unseren Projekttag eine digitale Lösung finden müssen.

Eine Schülergruppe, die sich mit dem Thema „Rassismus im Sport“ beschäftigte, interessierte sich besonders für die Herausforderungen von Fußballvereinen: Warum gibt es gerade im Stadion immer wieder rassistische Angriffe? Können solche Vorfälle verhindert werden? Wie geht man mit Tätern und Opfern um?

Am vergangenen Freitag hatte die Goetheschule einen besonderen „virtuellen Gast“: Das IB-Fanprojekt, vertreten durch die Sozialpädagogen Jana Spengler und Nicolai Würtz. In einem Vortrag berichteten die Fanprojektmitarbeiter eindrucksvoll von den häufigsten Formen der Diskriminierung, die in Stadien auftreten: Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Sexismus. Es wurden Fangesänge, Äußerungen und Bilder von Ultra-Szenen anderer Vereine gezeigt, die unter die Haut gingen und schockierten:

Schülerin Johanna Streit, Klasse M10a:

„Ich habe mich nie wirklich mit Fußball beschäftigt, weshalb es für mich umso mehr eine Überraschung war, dass Diskriminierung in diesem Sport überhaupt ein Thema ist. Ich habe immer gedacht, dass Fußball ein ziemlich toleranter Sport ist. Da es ein Weltsport ist, dachte ich, dass wenigstens Rassismus und Diskriminierung aufgrund der Religion kein Thema sind. Es hat mich ebenfalls sehr geschockt, dass kein einziger Fußballspieler aktuell als Mitglied der LGBTQ+ Community geoutet ist.“ 

Weitere Äußerungen von SchülerInnen des WPU-Kurses:

Es hat mich sehr überrascht, dass es im Fußball solche Vorurteile gegenüber Frauen gibt. Einige Ultragruppen verbannen die weiblichen Fans sogar in die hinteren Reihen des Blocks.“

„Ich fand es erschreckend, dass neben Rassismus auch Antisemitismus und andere Diskriminierungen in Form von Sprüchen, Plakaten und Meinungen noch in der Fußballszene vertreten sind und nur wenig hinterfragt werden.“

„Es hat mich gefreut, dass in Darmstadt so viel gegen Diskriminierung getan wird und es hier scheinbar keine größeren Vorfälle gab.“

Das IB-Fanprojekt besteht seit 2002. Die Sozialpädagogen nehmen aktiv an der Lebenswelt der Fans teil: Sie begleiten Heim- und Auswärtsspiele, organisieren aber auch Freizeitangebote und leisten wichtige Bildungsarbeit. Dazu gehören Erinnerungsarbeit, Bildungsfahrten und die Aufarbeitung der eigenen Vereinsgeschichte. Ein wichtiges Datum ist der Gedenktag in Erinnerung an die Opfer des Holocausts. Auch in diesem Jahr legten Vertreter der Fan- und Förderabteilung sowie des Fanprojekt Darmstadt gemeinsam mit dem Präsidium des SV Darmstadt 1898 e.V. Kränze am Dr-Karl-Heß-Platz nieder. Dieser Ort hat symbolische Bedeutung: Dr. Karl Heß war seit 1928 Vorsitzender des SV98 und musste zur Machtübernahme 1933 sein Amt aufgeben. Alljährlich ist der 27. Januar ein festes Datum, um sich für Toleranz und Demokratie einzusetzen und -gerade im Stadion- an Zivilcourage zu appellieren. In den vergangenen Jahren wurden außerdem Anti-Rassismus-Tage begangen und eine „Fantastic Females“ Ausstellung realisiert.

Können Fanprojekte Rassismus und Diskriminierung aus den Stadien verbannen? Sollten noch mehr Sicherheitskräfte eingesetzt werden, um Gewalt zu verhindern? Lilien-Fanprojektmitarbeiter Nicolai Würtz hat dazu eine klare Haltung: Er betont die Wichtigkeit von sozialen Projekten, die Begegnungen ermöglichen, Ängste abbauen und Aufklärungsarbeit leisten. Nur gemeinsam, mit Spielern, Fans und der Sozialarbeit, könne man Wirkung erzeugen und sich letztlich gegen Diskriminierung und Rassismus positionieren.

Schülerin Johanna Streit zieht eine positive Bilanz: „Ich finde es toll, dass Fußballvereine sich so intensiv mit dem Thema Diskriminierung beschäftigen und auch wirklich dagegen vorgehen. Auch, dass die Verantwortlichen in den Stadien danach schauen, dass niemand während eines Spiels diskriminiert wird oder keine diskriminierenden Schilder hochgehalten oder Kleidung getragen werden, finde ich bemerkenswert. Ich hoffe, dass die Vereine mit ihren Projekten in der Zukunft noch mehr erreichen werden und Diskriminierung jeglicher Art irgendwann gar kein Thema mehr sein wird.“ 

Dieses virtuelle Treffen wird dem WPU-Kurs UNESCO wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Im Sommer ist ein weiteres Treffen im Darmstädter Stadion geplant, worauf wir uns schon sehr freuen. Wir wünschen den Lilien eine erfolgreiche Saison und hoffen, dass bald wieder “die Sonne scheint“ und „die Menge tobt“!

Stellvertretend für den WPU-Kurs UNESCO:

Johanna Streit, Schülerin der M10a &

Sina Lannert, betreuende Lehrkraft