Die Klassen G10B und M10B besuchen das Konzentrationslager Buchenwald und die Goethestadt Weimar unter der Leitung der Geschichtslehrer Anna Untch und Christoph Silbach
von Deborah Michael, Klasse G10B:
Am 11.03.2020 begann der Tag der Klassen G10b und M10b schon um 5:30Uhr, mit einer Busfahrt nach Weimar und der Gedenkstätte Buchenwald. Um das zuvor im Geschichtsunterricht behandelte Thema abzurunden, begaben wir uns auf eine Zeitreise in die Zeit des Nationalsozialismus. Wie einige Schüler früh bemerkten, lief uns der Schauer schon über den Rücken, als wir uns von der sogenannten „Blutstraße“ oder auch „Karacho“, wie uns der Reiseführer später erklärte, dem Gelände näherten. Man stellte sich vor, wie sich die Gefangenen wohl gefühlt haben müssen, als sie von den SS-Männern brutal die Straße „raufgescheucht wurden“.
Um 10 Uhr kamen wir zur ersten Station des Tages: Einen Film über das Arbeitslager, in dem die Nazis sogenannte „asoziale“, Juden, homosexuelle , politische Gefangene und viele weitere Menschen, vor allem Kriegsgefangene ausbeuteten und auch töteten. In dieser Dokumentation sprachen Zeitzeugen über ihre damaligen Umstände und erklärten unter anderem, dass sie bei ihrer Ankunft kategorisiert wurden, sämtliche Haare abrasiert bekamen und sich anschließend in Desinfektionsmittel baden mussten. Ein leichtes Aufatmen gab es, sobald der Sprecher des Films darüber berichtete, wie 21.000 Gefangene 1945 die Übernahme des KZ von Insassen und die folgende Befreiung durch amerikanische Truppen erlebte. Als der Film schließlich um 10:40 Uhr zu Ende war, schwiegen viele einen Moment lang. Man wusste nicht, wie man seine Gefühle in Worte ausdrücken sollte.
Kurz darauf erwartete uns eine Führung über einen kleinen Teil der Anlagen. In jener Führung erfuhren wir etwas über den Ort, an dem wir uns befanden und lernten den verheerenden Unterschied zwischen Rassisten und Antisemiten kennen. Wir bekamen Einblicke in die Ideologie der Nationalsozialisten. Wer noch gar nicht betroffen war, wurde dies spätestens zum jetzigen Zeitpunkt, als wir schweigend die Verbrennungsanlagen besichtigten. Dort verbrannten Insassen gezwungenermaßen die Leichen ihrer Mitinsassen. Diese starben entweder durch Ermordungen, die teilweise im Keller der Verbrennungsanlagen stattgefunden haben, oder an den abscheulichen Bedingungen, unter denen sie leben mussten. Schließlich erschienen über uns allen Fragezeichen, wie Jemand so unmenschlich sein konnte?
Nach einer eineinhalbstündigen Pause in der Weimarer Innenstadt, war der letzte Tagespunkt an der Reihe: Ein Rundgang in der Innenstadt beginnend am deutschen Nationaltheater. Diese befasste sich mit der Weimarer Geschichte und dem Leben Goethes. Die heutige Kulturstadt war noch lange rückständig und mittelalterlich. Zu ihrem kulturellen Aufschwung kam die Stadt erst unter der Regierung von Anna Amalia, die aus einem Ausnahmezustand heraus 1759 ihr Amt als Herzogin übernehmen durfte. Sie baute zügig das Theater aus, das seinen Ruhm erst 1919 mit Ernst Hardt bekam, der ihm seinen heutigen Namen gab.
Goethe kam 1775 mit seinen 26 Jahren als kleine Berühmtheit nach Weimar. Hier war er zunächst als Politiker und nicht als Dichter aktiv. Er bekam erst das Gartenhaus geschenkt, da man ihn mit seinem Ruf als Kulturschaffender für die Stadt gewinnen wollte. Jahre danach übernahm er das Goethehaus. Nachdem er später mehrere Ministerposten hatte, adelig gesprochen und im Geheimrat war, entfloh er dem politischen Druck für zwei Jahre nach Italien und kehrte schließlich als sich selbst wiedergefundener Dichter nach Weimar zurück. Nach langer Ablehnung durch Goethe selbst freundeten er sich mit Schiller in Jena an. Sie wurden beste Freunde und arbeiteten eng zusammen.
Da Goethe überzeugter Monarchist war, hatte er wenig mit dem Nationalsozialismus zutun.
Unser Schultag endete mit der Rückfahrt nach Dieburg.